Die Mühen der Ebenen - Einzelfragen der Infrastruktur Klaus G. Saur Die Kosten der elektronischen Information Vorbemerkung Ich werde mich heute mit Prognosen zur Kostenentwicklung auf dem Sektor der elektronischen Information beschäftigen. Dabei scheint mir eine Vorbemerkung notwendig zu sein. Schon bisher waren alle Prognosen, die es auf dem Sektor der wissenschaftlichen Information und insbesondere der elektronischen Informationsvermittlung gegeben hat, extrem falsch und ich kann nur hoffen, daß ich mit meinen Prognosen nicht so weit daneben liege, wie dies in der Vergangenheit immer wieder passiert ist. Nur einige Beispiele dazu: 1970 prophezeite der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan das absolute Ende und den Tod des Buches exakt für das Jahr 1982. Traurigerweise starb in diesem Jahr der Urheber dieser Prognose, aber das Buch erreichte neue Rekorde und diese Entwicklung hat bis heute angehalten. 1958 führte die Firma Rank Xerox, nachdem sie das Trockenkopierverfahren erfunden hatte, eine umfassende, außerordentlich aufwendige Marktanalyse in Deutschland durch, wie hoch der Verbreitungsgrad der Kopiergeräte sein könnte. Man untersuchte, wieviele Anlagen man auf folgender Basis vermieten könnte: Grundmiete DM 400 im Monat, Wartung und sämtliche Materialien frei und das Recht, 4.000 Kopien zu ziehen. Jede weitere Kopie sollte dann mit DM 0,07 in Rechnung gestellt werden. Das heißt, die 4.000 Kopien mußten mit DM 0,10 berechnet werden. Dies war eine sensationelle Preisreduktion, denn bis zu diesem Zeitpunkt war nur das Naßverfahren von Agfa im Umlauf, das pro Kopie etwa DM 1,00 kostete. Das Ergebnis dieser umfassenden Untersuchung war, daß man maximal in Deutschland 400 Anlagen dieser Art vermieten könnte und daß dann der Kopiermarkt in Deutschland restlos befriedigt sei. Man schätzt, daß der Kopiermarkt heute in Wirklichkeit mehr als das tausendfache dieser Prognose ausmacht. Das Übertragungssystem Datex-P der Bundespost wurde in den frühen 80er Jahren außergewöhnlich hoch gelobt, und alle professionell erzeugten Prognosen deuteten darauf hin, daß hier eine Entwicklung stattfinden würde, die ungewöhnliche Zuwachsraten erreichen könnte. Die Ergebnisse waren wieder einmal das totale Gegenteil, nur, nachdem Datex-P totgesagt war, entwickelte sich auf einmal aus diesem System Datex-J mit inzwischen wieder beachtlichen Zuwachsraten. Schon aus diesen Beispielen wird deutlich, daß exakte Zukunftsprognosen nicht möglich sind. Es steht jedoch fest, daß wir uns in einer gewaltigen Umbruchphase befinden, die den Informationsprozeß, wie er seit der Erfindung Johannes Gutenbergs gültig war, stärker verändert und beeinflußt, als es je vorher der Fall gewesen ist. Trotzdem entsteht aus der augenblicklichen Diskussion ein falscher Eindruck. Wenn man die Artikel in der Tagespresse und in den Fachzeitschriften der letzten 12 bis 16 Monate verfolgt, entsteht der Eindruck, als ob die Literatur in Zukunft nur noch elektronisch angeboten würde, und das Buch und die Fachzeitschrift oder auch die Tageszeitung in Papierform endgültig ausgedient hätten. Ich gehe nach wie vor davon aus, daß im Laufe der nächsten 20 Jahre maximal 20 % der bisherigen Papierproduktion elektronisch angeboten und in Papierform verschwinden werden. Dazu gehören insbesondere Telefonbücher, Adreßbücher, zahlreiche Nachschlagewerke und sicherlich auch eine Reihe von speziellen Fachzeitschriften und Fachpublikationen. Rahmenbedingungen Jede Prognose wird dadurch erschwert, daß die Rahmenbedingungen verändert werden können und daß jede Veränderung einen entscheidenden Einfluß auf die Marktbedingungen bekommen kann. In Deutschland kosten beispielsweise die Telefongebühren für Online-Leitungen vier- bis achtmal so viel wie in den USA. Das heißt, hier liegt ein Umstand vor, der eine Entwicklung ganz entscheidend beeinflußt und verhindert. Aller Voraussicht nach werden diese Kostenstrukturen massiv verändert werden. Sobald dies der Fall ist, wird man sicherlich mit einer erheblichen Zunahme der Online-Information rechnen müssen. Nur: wenn hier keine grundsätzliche Veränderung eintritt, wird es weiterhin ein Hindernis bleiben. Die deutschen Hosts wie STN, FIZ Technik, JURIS und DIMDI werden staatlich subventioniert. Auch wenn der Subventionsgrad in den letzten Jahren reduziert werden konnte, orientieren sich diese Einrichtungen nach wie vor nicht an den Marktbedingungen. Ich bin davon überzeugt, wenn diese Einrichtungen privatisiert und gleichzeitig die Online-Postleitungsgebühren auf den amerikanischen Stand gebracht werden, eine erhebliche Zunahme der Online-Information in Deutschland erfolgt. In Amerika ist es inzwischen üblich, daß entweder eine Universität oder ein Bundesstaat Rahmenverträge mit Host-Betreibern abschließt, die jeden Angehörigen einer Universität oder jeden Benutzer einer staatlichen Bibliothek in die Lage versetzen, diese Online-Dienste entweder kostenlos oder zu Minimalgebühren zu benutzen. Derartige Rahmenverträge fehlen in Deutschland noch weitgehend. Dazu kommt, daß die Ausbildung zur Online-Benutzung und Online-Recherche in den USA, aber auch in Großbritannien oder Frankreich, schon erheblich weiter ist als in Deutschland. Das heißt, um zuverlässige Prognosen erstellen zu können, müßte man erst einmal wissen, welche Rahmenbedingungen wann in welchem Maße geändert werden. Der Markt Der deutsche Buchmarkt erreichte 1994 einen Umsatz von rund 18 Milliarden DM. Auf dem amerikanischen Buchmarkt wurde eine durchaus vergleichbare Summe von 25 Milliarden DM erreicht. Das bedeutet, daß etwa zwei gleich große Märkte existieren und daß der Pro-Kopf-Umsatz in Deutschland erheblich höher liegt als in den Vereinigten Staaten und in Kanada. Dieser Unterschied ist in allererster Linie dadurch begründet, daß die Bibliotheken in Nordamerika erheblich höhere Etatmöglichkeiten haben und wesentlich länger geöffnet sind; jedes von einer Bibliothek angeschaffte Buch wird prozentual wesentlich öfter benutzt und ausgeliehen als ein Buch im Privatbesitz. In Deutschland spielt der Privatbesitz von Büchern nach wie vor die ganz entscheidende Rolle auf diesem Markt, so daß die Versorgung bei geringerem Verkauf in Amerika im Prinzip besser ist, da die Bibliotheken entsprechend ausgestattet sind. Auf dem Online-Informationsmarkt sieht die Situation völlig anders aus. In Amerika wurden 1994 Umsätze von rund 2 Milliarden DM erzielt. Hier sind nicht die Online-Gebühren, die im Bankverkehr oder im Wirtschaftsverkehr entstehen, berücksichtigt, sondern die Kosten, die berechnet wurden für die Vermittlung von Inhalten von seiten der Host-Betriebe an Bibliotheken oder Endabnehmer. In Deutschland wurden im vergleichbaren Zeitraum rund 100 Millionen DM Umsatz erzielt. Folglich liegen die Umsatzzahlen beim Buch- und Zeitschriftenverkauf fast parallel, beim Online-Markt werden dagegen gerade 5 % des amerikanischen Umsatzes erreicht. Nachdem die Zuwachsraten auf dem Online-Markt in Amerika zwischen 5 und 10 % liegen, in Deutschland bei etwa 10 bis 20 %, wird es noch sehr, sehr lange dauern, falls diese Zuwachsraten gleich bleiben, bis hier eine Annäherung erfolgt. Nur: wenn die Rahmenbedingungen insgesamt massiv verändert werden, dürfte sich auch der deutsche Markt hier ganz radikal weiterentwickeln. Die Kosten der Online-Vermittlung Die Online-Vermittlung erfolgt heute in der inzwischen klassischen Form, daß ein Benutzer Informationen bei einem Host-Betrieb abruft. Dieser Host-Betrieb kann ein Internet-Server sein, kann ein publikumsorientiertes Unternehmen wie American Online oder Microsoft Online sein oder ein professioneller Anbieter wie LEXIS NEXIS oder die inzwischen unter Knight-Ridder zusammengefaßten Online-Dienste, die früher unter dem Namen DIALOG und DATA STAR operierten, sowie z.B. die deutschen Dienste JURIS, DIMDI, STN usw. Durch E-mail-Kontakte kann im Grunde genommen jeder, der einen E-mail-Anschluß hat, mit jedem entsprechend kommunizieren. Die Leitungsgebühren, die dabei entstehen, müssen im Prinzip immer bezahlt werden. In den USA besteht der Vorteil darin, daß sogenannte Ortsgespräche oder Ortsleitungen häufig ganz kostenfrei erfolgen oder innerhalb eines Netzes keinerlei Gebühren anfallen. Bei den professionellen Diensten gibt es Pauschalgebühren und Einzelrechnungen, zu denen es bereits erheblich rationalisierte Abbuchungs- und Zahlungsverfahren gibt. Bei jeder Online-Recherche kommt es darauf an, so geschickt wie überhaupt nur möglich zu recherchieren, um die Frage so zu präzisieren, daß man tatsächlich die Antworten so knapp wie möglich und soweit man sie tatsächlich benötigt, bekommt. Gibt man zu unklare Anfragen, bekommt man zu viele Informationen und muß dementsprechend zu viel bezahlen. Die Kosten im Internet Das Internet - aufgrund der Militärentwicklung in den USA von der amerikanischen Regierung gegründet - war ursprünglich vorgesehen und operiert auch heute noch in weiten Bereichen als kostenlose Informationsvermittlung von Daten, die sozusagen auf Kosten des Staates oder staatlicher Einrichtungen entstanden sind. Notwendig ist, daß die Daten bei einer Server-Station gespeichert sind und von dort gegen Erstattung der Leitungsgebühren weitergegeben werden. Inzwischen ist deutlich geworden, daß auch Internet keineswegs in der Lage ist, in Zukunft alle Daten kostenlos weiterzugeben, sondern es werden eine ganze Reihe von Daten bereits jetzt berechnet und neue Berechnungsmodelle erprobt. Das Internet hat eine ungewöhnliche Entwicklung genommen. Die Zuwachsraten sind so, daß im Laufe der nächsten zehn Jahre im Prinzip jedes Land der Erde mit jedem erreichbaren Computer angeschlossen sein müßte. Die Dateneingabe im Internet erfolgt weitgehend unkoordiniert und für die Benutzung ergeben sich im Prinzip zwei wesentliche Probleme. Das eine Problem ist, daß in zahlreichen Fällen das Internet total überlastet ist und daß es lange dauert, bis man Zugang bekommt. Das zweite ist: niemand weiß, welche Daten im Internet tatsächlich gespeichert sind und wie sie abgerufen werden können. Das führt dazu, daß die meisten Benutzer nicht in der Lage sind, die Möglichkeiten des Internet auszuschöpfen und daß beispielsweise in wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken in den allermeisten Fällen bibliothekarische Fachkräfte vor Ort zu Rate gezogen werden müssen, die erhebliche Hilfestellung leisten. Dies kann in der Praxis durchaus folgendes bedeuten: Würde man bei einem professionellen Online-Anbieter eine Recherche anfordern, bekäme man sie beispielsweise gegen eine Kostenerstattung von DM 20. Will man die gleiche Recherche zum gleichen Thema im Internet abfragen, benötigt man eine erhebliche personelle Hilfe von Seiten der Bibliothek, die oft mindestens eine Stunde in Anspruch nimmt. Das heißt, die Personalkosten der Bibliothek dürften mit DM 80 bis DM 120 belastet werden, während beispielsweise die professionell angeforderte Recherche für einen Betrag von etwa DM 20 möglich wäre. Diese Entwicklung wird sicherlich weitgehend durch den Markt reguliert werden. Wenn der Bedarf an Internet-Recherchen in Bibliotheken massiv ansteigt, müßte mit einer Personalerweiterung reagiert werden. Dies scheint mir aus Etatgründen in den allerseltensten Fällen heute überhaupt noch möglich zu sein. Direktkontakte zwischen Urhebern und Autoren auf der einen Seite und Endabnehmern bzw. Nutzern auf der anderen Seite Die elektronische Entwicklung führt geradezu zwangsläufig dazu, daß immer mehr direkte Kontakte zwischen dem Urheber und dem Endverbraucher entstehen. Insbesondere bei Spezialgebieten der Medizin, der Naturwissenschaften, der Technik und der Mathematik hat es bisher schon Expertenverbindungen gegeben, die über den Austausch von Fotokopien gelaufen sind, dann über den Versand von Telefaxkopien. Jetzt können die Wissenschaftler über E-mail direkt miteinander kommunizieren und ihre Ergebnisse untereinander austauschen und weiterleiten. Der bisher in der Fachliteratur als "Grauer Markt" bezeichnete Anteil wird zunehmen. Das heißt, Publikationen, die bisher schon unter Ausschaltung von Verlag und Buchhandel erschienen sind - und die in der Deutschen Nationalbibliographie in der Reihe B zusammengefaßt sind -, weil sie zu speziell im Inhalt und nicht auflagenträchtig genug sind, um von einem Verlag herausgegeben und verbreitet werden zu können, müssen bei Verbänden, Behörden, Institutionen oder auch Autoren selbst erscheinen. Hier bietet sich nun die elektronische Information als geradezu ideales Instrument an. Schon bisher mußten die meisten Texte elektronisch erfaßt werden. Jetzt können sie auf einen Internet-Server gelegt und der entsprechenden Fachklientel bekanntgegeben werden. Eine ganz wesentliche Rolle wird dies bei den wissenschaftlichen Spezialzeitschriften spielen. Man muß davon ausgehen, daß es heute rund 20.000 wissenschaftlich relevante Zeitschriften gibt, wenn man den deutschsprachigen und englischsprachigen Markt insgesamt betrachtet, und von den französischen, spanischen, italienischen, russischen Zeitschriften diejenigen hinzurechnet, die für den deutschen Bibliotheks- und Wissenschaftsmarkt eine gewisse Relevanz haben. Von diesen rund 20.000 Zeitschriften erscheint etwa die Hälfte in Verkaufsauflagen von unter 1.000 Exemplaren. Hier wird ein Kostenaufwand betrieben, der nicht mehr zu rechtfertigen ist. Erschwerend kommt hinzu, daß insbesondere auf dem naturwissenschaftlich-mathematischen Sektor in den letzten 15 Jahren eine Preiserhöhung bei diesen Zeitschriften um rund 350 % stattgefunden hat. Dadurch sind immer weniger Bibliotheken in der Lage, diese Zeitschriften komplett oder auch nur annähernd komplett zu abonnieren und ihren Benutzern zur Verfügung zu stellen. Ein großer Teil dieser Zeitschriften gehört nicht kommerziellen Verlagen, sondern ist im Besitz wissenschaftlicher oder sonstiger Fachgesellschaften. Schon bisher ist es häufig so, daß diese Gesellschaften die Autoren akquirieren, die Dateneingabe vornehmen, dem Verlag eine Diskette zur Verfügung stellen. Diese Gesellschaften werden mehr und mehr dazu übergehen, diese Diskette, die sie bisher erstellt haben, nicht mehr einem kommerziellen Verlag, sondern einem Internet-Server zu übergeben, um dann beispielsweise den Mitgliedern ihrer Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, diese Aufsätze kostenlos abzurufen, und auch Nichtmitgliedern dieses Angebot gegen eine geringe Kostenerstattung zu machen. Hier sehe ich enorme Möglichkeiten der Kostenreduktion und der Informationsverbesserung, die bei den speziellen Organen in vielen Fällen die Rolle des Verlages, der Buchhandlung und der Bibliothek weitgehend obsolet machen, denn je spezieller diese Organe sind, um so besser weiß der Herausgeber, um welche Kollegen und Interessenten es sich handelt und wie er sie elektronisch beispielsweise über das Internet erreichen kann. Benutzerverhalten Völlig ungesichert sind bisher alle Erkenntnisse über das Benutzerverhalten und über die Möglichkeiten einer Veränderung dieses Verhaltens. Es ist heute so, daß rund 90 % aller elektronisch übermittelten Informationen wieder auf Papier ausgedruckt werden. Schon Goethe hat uns beigebracht: "Nur was Du schwarz auf weiß nach Hause nehmen kannst, hat Bestand". Dies scheint sich auch heute wieder zu bestätigen. Es ist durchaus möglich, daß, wenn beispielsweise eine wissenschaftliche Gesellschaft ihre Zeitschrift elektronisch eingibt, sie damit sämtliche Druckkosten, Bindekosten und Vertriebskosten einspart. Wenn aber diese Zeitschrift so intensiv benutzt wird, daß z.B. von 500 Abnehmern wieder jeder Aufsatz ausgedruckt wird, mühsam einzeln geheftet und gebunden wird, entsteht dadurch volkswirtschaftlich eine Gesamtbelastung, die höher ist als die bisherige Lösung der Zeitschriftenherstellung, wo in einem Arbeitsgang beispielsweise 500 Exemplare rationell hergestellt werden können. Wir wissen zu wenig darüber, wieviele von den bisherigen Abonnenten alle Aufsätze einer Zeitschrift lesen, bzw. nur einen Teil, nur einen ganz geringen Teil oder überhaupt nichts; das heißt möglicherweise, daß eine Zeitschrift nur, weil sie schon immer in der Bibliothek vorhanden war, weiterhin abonniert, aber heute nicht mehr benutzt wird. Bei der elektronischen Information wird es immer mehr zum Schwund kommen. Während gedruckte Organe aus Traditionsgründen häufig weiter bestellt wurden, ohne daß exakt untersucht wurde, ob und wie oft sie benutzt wurden, wird ein elektronisch übermittelter Aufsatz nur noch dann angefordert, wenn er wirklich benötigt wird. Allerdings weiß jeder von uns, daß er nicht unbedingt die Aufsätze liest, die ihm vom Inhaltsverzeichnis einer Zeitschrift her zunächst einmal interessant erscheinen. Er wird immer wieder feststellen, daß zwar geschickte Überschriften gewählt worden sind, daß der Inhalt aber nichts taugt, oder daß sich hinter einer nichtssagenden Überschrift ein hervorragender Beitrag verbirgt, den er ohne das Durchblättern nicht entdeckt hätte. Bedarfs- und Kostenanalyse Das, was uns heute fehlt, ist eine exakte Bedarfs- und vor allem eine Kostenanalyse. Was kostet es eigentlich, wenn eine Bibliothek entscheidet, eine Zeitschrift für DM 300 oder DM 400 Abonnementgebühr im Jahr nicht zu abonnieren, dann aber drei-, fünf- oder zehnmal im Jahr im Leihverkehr Fotokopien von Aufsätzen daraus oder das ganze Heft anfordern muß, oder es sogar nachbestellen muß, usw. Wenn man sieht, daß in einer normalen Universitätsbibliothek der Erwerbungsetat nur rund 20 % der Kosten, der Verwaltungsetat aber immerhin rund 80 % ausmacht, muß man davon ausgehen, daß es in vielen Fällen billiger ist, Publikationen zu kaufen, auch wenn sie relativ selten ausgeliehen werden, als permanent auf den Leihverkehr, den Fotokopienversand oder den Telefax-Verkehr zurückzugreifen. Es wäre außerordentlich hilfreich, wenn wir einmal eine Gesamtrechnung aller betriebswirtschaftlichen Kosten der Informationserstellung, der Informationsvermittlung und der Informationsbenutzung bekommen könnten, um eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung daraus zu erstellen, aus der deutlich wird, wo welche Kosten insgesamt entstehen, und wo welche Rationalisierungsmöglichkeiten und vor allem wo Beschleunigungs- und Verbesserungsmöglichkeiten auf dem Informationsmarkt noch vorhanden sind. Die elektronischen Techniken bieten uns dazu ungewöhnlich große Möglichkeiten. Nur: Sie müssen erkannt, untersucht und benutzt werden.