Hinweise
für die Erarbeitung von schriftlichen Arbeiten (Bachelor,
Diplom, Master, Praktikum, ...)
Die Formulierung von
Beschreibungen erarbeiten Materials ist in vielen Fällen eine wichtige Methode,
um potentielle Interessenten über den Inhalt der betreffenden Arbeiten zu informieren.
Dabei sei dahingestellt, ob es sich um Web-Seiten, Berichte,
Gebrauchsanleitungen oder in die Ausbildung eingebundene schriftliche Arbeiten
handelt. Die Prinzipien sind in vielen Fällen ähnlich; bei vielen solchen
Stellen werden gleichartige Fehler begangen und behindern dadurch die
Vermittlung des eigentlichen Inhaltes. Die nachfolgenden Bemerkungen sind als
Hilfestellung zu verstehen, derartige Fehler zu vermeiden.
Im ersten Kapitel sind deshalb
Vorstellungen zu verschiedenen Fragen der Gliederung einer solchen
schriftlichen Arbeit gegeben, das nachfolgende Kapitel gibt einen Überblick
über verschiedene, häufig begangene Fehler. In Kapitel 3 sind einige
Bewertungskriterien aufgelistet.
1. zur Gliederung:
+ sehr günstig zu verwenden ist ein Abstract:
- ist nicht überall Bedingung
- folgt unmittelbar dem Titel
- ist dem Inhaltsverzeichnis
vorangestellt
- Länge maximal eine halbe Seite
- gibt Überblick über den Inhalt
+ Einleitung:
-
Hinleitung zum eigentlichen Thema
-
Einbettung des Themas in ein größeres Umfeld
-
Motivation für die Arbeit unter der gesetzten Thematik
- kurze Zusammenfassung der
Ergebnisse der Arbeit
-
„Highlights“ als „Rosinen“ zum Anfüttern potentieller Interessenten
- ungefähr
ein kurzer Satz dazu, welches Kapitel welchen Inhalt hat
- Länge ca.
5% des Gesamtumfangs der Arbeit
+ allgemeine(s) Kapitel
- detailliertere Beleuchtung des Umfeldes der eigentlichen
Arbeit,
- benutzte
Methoden, Hilfsmittel, Theorie(n), Modelle, andere Arbeiten ähnlicher
Art, ...
- Länge maximal
ca. 40% der gesamten Arbeit
+ eigene Arbeit, unmittelbares Arbeitsthema (1 oder mehrere
Kapitel)
-
detailliertes Konzept + Begründung
- detaillierte Beschreibung der Umsetzung des Konzepts + Begründung,
weshalb gerade auf diese Weise umgesetzt
- Hinweise
zu möglicher programmtechnischer Umsetzung, u.U.
anhand von Programmtext-Fragmenten erläutert
-
detaillierte Darstellung und Diskussion der Ergebnisse, die mit dem Konzept und
seiner Umsetzung erreicht wurden
-
Diskussion von Fehlermöglichkeiten
-
Vergleich mit Ergebnissen anderer Autoren
- der Weg,
der zu den präsentierten Ergebnissen gegangen worden ist, muss für den Leser
nachvollziehbar sein, die Begründungen müssen schlüssig sein
- Länge
nach Möglichkeit nicht weniger als 50% der gesamten Arbeit
+ Zusammenfassung und Ausblick
- Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit (der Kapitel, in der die
eigene Arbeit präsentiert wurde)
-
ausführlicher als in der Einleitung
-
„Highlights“
- Verweise
auf mögliche weitergehende Arbeiten an einer äquivalenten oder weiterführenden
Problematik
- Verweise
auf mögliche eingeschränkte Sichtweisen oder Verwendungsmöglichkeiten
-
Diskussion von anderen Zugängen, Alternativen, Vor-/Nachteilen der Lösung, „pro
und kontra“, - wenn dies nicht schon in einem separaten Kapitel behandelt wurde
- Länge
ca. 5% der gesamten Arbeit
+ Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben der Abschnitte
+ Tabellenverzeichnis mit Seitenangaben der Tabellen
+ Abbildungsverzeichnis mit Seitenangaben der Abbildungen
+ Glossar als Auflistung verwendeter Fachtermini und
Abkürzungen
Einleitung und Zusammenfassung müssen sehr sorgfältig formuliert werden, erfordern deshalb in vielen Fällen den meisten Aufwand beim Schreiben der Kapitel. Sie werden erst als letzte Kapitel fertig formuliert werden können und sind Aushängeschild der Arbeit. Potentielle Interessenten entscheiden anhand dieser beiden Kapitel, ob es sich für sie lohnt, die gesamte Arbeit zu lesen.
Wichtig ist die Darstellung der Motivation für die gesetzte Thematik; dem Leser muss klar werden, weshalb diese Thematik wichtig ist / ein Problem definiert und dass diese vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Behandlung des Problems liefert.
Taktischer Hinweis:
Auch wenn die Einleitung und Zusammenfassung erst zum Schluss fertig sein können – es ist von Vorteil, die erwarteten Ergebnisse thesenartig auf ein bis zwei Seiten zusammenzufassen. Diese werden dann:
- in u.U. gekürzter Form in beide Kapitel eingehen
- den „roten Faden“ der Arbeit vorgeben
- gleichzeitig Anleitung für die eigene weitere Arbeit sein
- in der laufenden Arbeit ständig zu Vergleichen des Soll- und Ist-Standes herangezogen
- laufend bezüglich der tatsächlichen Ergebnisse und Aussagen geeignet aktualisiert
2. strukturelle Fragen und häufig vorkommende Fehler
+ Der Bezug auf die (eigene) Person durch
Personalpronomen wie „ich“, „wir“, „meine“, „uns“, „Sie“, „Ihre“ ... hat zu
unterbleiben. Die jeweils vorliegende Arbeit ist eine wissenschaftliche
Ausarbeitung, in der subjektive Dinge nichts zu suchen haben. Empfehlenswert
ist von der grammatikalischen Seite her die Nutzung von unpersönlichen
Passiv-Konstruktionen. Das unpersönliche „man“ ist relativ ungebräuchlich und
sollte deshalb nach Möglichkeit vermieden werden.
+ Es ist darauf zu achten, dass nicht zu häufig Wortdopplungen
auftreten.
+ Der Einsatz von Synonymen für Fachbegriffe ist irreführend:
Beispiel: In einem Text
werden Router behandelt. Wenn dann in diesem Text zur
„sprachlichen Auflockerung“ mal von Routern, dann
Knotengeräten, Netzwerk-Kopplern, Geräten zur Weiterleitung von Datenpaketen,
usw. gesprochen wird, wird der Leser in kürzester Zeit nicht mehr in der Lage
sein, den Inhalt richtig zu verstehen.
+ Eine einmal eingeführte Sprachregelung und Notation ist durchgängig
beizubehalten (Fachbegriffe, Abkürzungen, Schreibweise von Begriffen, ...)
+ Die Nummerierung der Tabellen und Abbildungen kann fortlaufend
numerisch sortiert erfolgen, günstig ist jedoch eine kapitelbezogene numerische
Sortierung, z.B. Abbildung 3.5.
+ Abbildungs- und Tabellenunterschriften sind genügend ausführlich zu
schreiben. Sie sind am günstigsten so zu verfassen, dass sie schon mit dem
jeweiligen Bild bzw. der Tabelle selbsterklärend gewisse Einblicke in den
Gegenstand gewähren. Wenn der Leser das entsprechende Verzeichnis durchsieht,
möchte er über die gelistete Unterschrift etwas über den Inhalt erfahren.
Beispiel: Dargestellt worden ist in einer Abbildung der Schichtenaufbau
des B-ISDN als 3D-Modell. Die Benennung der Abbildung als:
„B-ISDN-Schichtenmodell“ ist zu sparsam und sagt dem Leser nicht, was in dieser
Abbildung finden wird.
Bei der Darstellung von Messergebnissen ist eine Legende empfehlenswert,
Angaben über die Messgenauigkeit sind notwendig, z.B. über die mittlere
quadratische Schwankung.
+ Der Bezug auf die Abbildung/Tabelle ist im Text über die entsprechende
Nummer an den relevanten Stellen zu realisieren und deshalb mindestens einmal
zu setzen, z.B.: ..., siehe Abbildung 3.5, ...
Bezüge der Art wie „... im folgenden Abschnitt ...“ reichen nicht aus,
da sie nicht eindeutig sind: Es kann der unmittelbar folgende Absatz gemeint
sein, aber auch das nächste Unterkapitel oder ein übergeordnetes Kapitel. Die
Nummernangabe schafft Klarheit.
+ Abbildungen und Tabellen sind im laufenden Text genügend ausführlich
zu erklären – und zwar mit exakt den Begriffen und Abkürzungen, die dort
verwendet wurden. Es muss für die Dinge, die dem Autor wichtig sind,
dargestellt werden, was wie zu sehen ist –
nicht jede winzige Kleinigkeit, sondern das, worauf es ankommt, damit
der Leser „geführt“ wird und er sich an dieser Stelle sich selbst überlassen
bleibt. Falls das unterlassen wird, könnte er u.U. zu
völlig anderen Schlüssen geführt oder auf Aspekte gelenkt werden, die in der
Arbeit nicht zur Diskussion stehen.
Beispiel: In einer grafischen Darstellung ist die im Sekundentakt
gemittelte Datenübertragungsgeschwindigkeit zwischen zwei Geräten über der
Zeitachse mit Maßeinheit Sekunden als Histogramm mit
ihren statistischen Schwankungen dargestellt. Im Text wird lediglich darauf
verwiesen, dass in dieser Abbildung die Datenübertragungsgeschwindigkeit
dargestellt ist. Für Leser, die mit der Thematik vertraut sind, entstehen hier
mindestens die Fragen, über welches Zeitintervall gemittelt wurde und wie groß
die statistischen Schwankungen und die Messgenauigkeit sind, für den weniger
eingeweihten Leser wird mindestens Erklärungsbedarf darin bestehen, was denn
wohl die vielen Maxima und Minima zu bedeuten haben und seine Kritik wird sich
darauf richten, dass diese nicht erklärt wurden.
+ Literaturangaben können numerisch aufsteigend oder auch alphanumerisch
sortiert sein. Numerische Sortierung bedeutet, dass im Text die laufenden
Verweise auf Literatur von 1 an fortlaufend nummeriert werden, die
Literaturliste ist dann ebenso sortiert. Ein Eintrag in die Literaturliste muss
sich zwingend auf mindestens eine Stelle in der vorgelegten Arbeit beziehen und
als Index jeweils dort vorkommen.
Alphanumerische
Sortierung bedeutet, dass an der entsprechenden Textstelle ein Kürzel der Art
„[xxxnn]“ eingefügt wird. „xxx“
steht dabei für eine das zitierte Werk charakterisierende Buchstabensequenz
(meist 3 oder mehr Anfangsbuchstaben des ersten Autors), „nn“
kann als Kürzel für das Erscheinungsjahr stehen, u.U.
noch um Index-Ziffern bei mehreren Werken mit gleichlautenden
vorangehenden Buchstaben und Ziffern.
+ Wörtliche Zitate sind in naturwissenschaftlich/technisch angesiedelten
Arbeiten i.a. nicht üblich. Wenn aber Textpassagen,
Abbildungen, Tabellen o.a. Material von anderen
Quellen übernommen werden, ist die Angabe der Quelle(n) zwingend – ein Kopieren ohne Angabe einer entsprechenden Referenz wird
als Betrugsversuch gewertet und führt bei prüfungsrelevanten Arbeiten unmittelbar
zur Benotung mit „5“!
+ Die Literaturangabe umfasst: Autor(en), Titel, Verlag, Ort, Jahr.
Dabei kann die Liste der Autoren, wenn es mehr als zwei sind, abgekürzt werden
durch die Angabe „et al.“ oder „und andere“
Bei Verweisen auf
Internet-Seiten wird analog verfahren: Autor(en), Titel, Web-Adresse, Jahr.
Falls Autor und/oder Titel nicht angegeben sind, kann auch der Name der
Einrichtung aufgeführt werden. Falls keine Jahresangabe vorhanden ist, wird die
Jahreszahl genommen, zu der die Angabe gefunden wurde.
Falls im Rahmen der
Diskussion des Themas von Dritten interessante Anregungen und Argumente
aufgenommen werden, die bis dahin nirgends behandelt wurden, kann ein Verweis
auf eine private Mitteilung gesetzt werden, Beispiel: [NAM02] V. Name, private Mitteilung, 2002. I.a. sollte jedoch mit dieser Form möglichst sparsam
umgegangen werden, in einigen Fällen kann es wichtig sein, die Herkunft
wichtiger Gedankengänge anzugeben, um dem Urheber Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen.
+ Die Verwendung von Konjunktiven (sollte, könnte, müsste, vielleicht,
kann, ...) ist problematisch. Ein verwendeter Konjunktiv kann u.U. als das genaue Gegenteil von dem interpretiert werden,
was der Autor auszusagen vorhatte.
Beispiel: „... hierfür kann das Programm A verwendet werden ...“ soll
dafür stehen, dass das Programm A tatsächlich unter den konkreten Bedingungen
eingesetzt wird.
Eine Interpretationsvariante: Programm A könnte möglicherweise verwendet
werden, im gegebenen Fall erfolgt das jedoch nicht.
Der Konjunktiv wird
dann einsetzbar, wenn tatsächlich mehrere verschiedene Aussagen zu einem Punkt
möglich sind und eine einzige sich nicht herauskristallisieren lässt, also die
Eindeutigkeit nicht festgestellt werden kann. Dann muss aber erklärt werden,
woran dies liegt. Genau das ist Teil des Inhalts der Arbeit.
Beispiel: Ein Kommunikationsprogramm liefert eine schlechte Performance.
Als Gründe dafür sind extrahiert worden: Schlechte Speicherverwaltung im
Programm, schlechte Optimierung beim Compilieren,
Betriebssystemfehler. Andere Möglichkeiten wurden ausgeschlossen. Die exakte
Ursache ließ sich jedoch nicht finden; der Compiler- und
Betriebssystemhersteller selbst hat keine nähere Erklärung oder Abhilfe geben
können.
Dann wird das in der vorgelegten Arbeit auch in dieser Form dargelegt.
Die Schuld für die nicht mögliche eindeutige Ermittlung der Ursache liegt somit
nicht mehr beim Autor der Arbeit, sondern beim Compiler- bzw.
Betriebssystemhersteller.
+ Die Benennung der Art der Arbeit (Diplomarbeit, Praktikumsarbeit, ...)
erfolgt im laufenden Text nicht, im ersteren oder äquivalenten Fällen nur auf
dem Titelblatt.
+ Qualitative Attribute sind nichtssagend und
deshalb zu vermeiden: Falls sie doch verwendet werden, muss beim ersten
Auftreten erklärt werden, was in der vorliegenden Arbeit darunter verstanden
wird. Ein Textfragment als Beispiel: „... werden viele Bytes verwendet ...“.
Unter „vielen Bytes“ wird jeder Leser etwas anderes verstehen: Für Leser, die
auf dem Gebiet der Steuerungstechnik arbeiten, werden möglicherweise 20 Bytes
„viele Bytes“ sein, für diejenigen Leser, die aus dem Arbeitsumfeld von
Multimedia kommen, werden möglicherweise „viele Bytes“ bei nicht weniger als
200 GBytes angesiedelt sein.
+ Rechtschreib-Prüfung
ist im Text-Editor zu
aktivieren
+ Abkürzungen und Anglizismen
können im Text benutzt
werden, müssen jedoch – wenn nicht Standard – beim ersten Auftreten erklärt
werden; günstig ist dabei, in Klammern dahinter die deutsche Übersetzung zu
schreiben.
+ keine Prosa
allzu
prosaische Formulierungen lenken vom objektiven Untersuchungsgegenstand ab bzw.
lassen ihn in einem subjektiven Licht erscheinen und schmälern letztlich die
Anerkennung der Leistung.
+ Fertigstellung einzelner Kapitel
bevor ein Kapitel als
„fertig“ betrachtet werden kann, muss es in seinen Aussagen kritisch
hinterfragt werden: Dazu sind die einzelnen Absätze, u.U.
sogar die einzelnen Sätze, auf ihre Aussage hin zu prüfen, z.B. dahingehend,
- ob die Aussage tatsächlich so wie gewünscht zu verstehen ist oder
sogar gegenteilig aufgefasst werden könnte,
- ob die Aussagen genügend deutlich sind,
- ob Widersprüche auftreten,
- ob das Zusammenspiel der Abschnitte, Kapitel und Aussagen systematisch
aufgebaut ist und einer inneren Logik folgt,
- ob die oben gegebenen Hinweise beachtet wurden.
Dies ist ebenfalls in Richtung des Zusammenspiels mit anderen Kapiteln
zu hinterfragen. Diese kritische Hinterfragung erfordert mehrmaliges
sorgfältiges (!) Lesen. Günstig ist es, wenn die schriftliche Formulierung der
Arbeit nach dem ersten Durchsehen bzw. Überarbeiten einige Tage „liegt“ und
erst dann weiter bearbeitet wird: Der Autor selbst bekommt nach einiger Zeit
eine etwas andere, erweiterte Sichtweise auf die von ihm behandelte
Problematik, so dass durch diese Vorgehensweise ein positiver Effekt für das
Endergebnis zu erwarten ist.
+ die
Strukturierung der Arbeit
ist so zu wählen, dass eine
möglichst große Übersichtlichkeit gegeben ist und die inhaltlichen
Zusammenhänge leicht erfasst werden können. Abbildungen, Tabellen und Anstriche
für logische Aspekte lockern den Textfluss auf und fördern das Verständnis.
Mehrseitige ununterbrochene und unstrukturierte Textpassagen wirken ermüdend
und können u.U. das Verständnis beeinträchtigen.
+ die
Gliederung
wird i.a.
mehrstufig sein. Die Staffelungstiefe sollte aber nicht zu weit gehen: Ein
Punkt der Untergliederung muss genügend viel Material enthalten; nur wenige
Zeilen Text sind nicht empfehlenswert. Sollte es nur einen Punkt zur
Untergliederung geben, ist es besser diesen aufzulösen.
3. Bewertungskriterien
+ fachlicher Inhalt
+ Darstellung und Diskussion der Problemlage bzw. Motivation
der Arbeit
+ theoretischer Background
+ praktischer Bezug bzw. Umsetzung in die Praxis
+ Diskussion von Fehlern, Alternativen und Grenzen
+ Schreibstil und Gestaltung der Arbeit