"Im Zeichen der Birke"
ls
Vorhut,
sowohl um Quartier zu machen für die Vereinsmannschaft, und auch,
um Petrus gnädig zu
stimmen,
waren der Vorsitzende Konrad nebst Ehegattin Olga schon vorab nach Kärnten
gereist. Bei dieser Gelegenheit nahmen sie nebenbei an der German Open
der Drachenflieger teil. Die glorarme Platzierung unseres Trainers als
56. des Teilnehmerfeldes ist zweifelsohne der ablenkenden Sorge um das
Vereinswohl geschuldet. Dafür klappte es aber schon gut mit der Sonne
und es konnte – Novum bei den GO - an fast jedem Tag geflogen werden. Als
dann die Vereinsmannschaft ankam, fand sie gut gemachte Bettchen vor und
einen Petrus, der erst mal wieder Wasser lassen musste.
Die Mannschaft
rückte
am Sonntag an und besetzte das Wirtshaus Schett bei Zell am See. Die strategisch
günstige Lage direkt neben dem Lande platz am Kreuzungspunkt von Bahnlinie
und Fernverkehrsstraße bewirkte eine effektive Dämpfung der
Schlaftiefe und morgens rechtzeitiges Erscheinen am Frühstücksbuffet.
Lampenbauer Martin war mit seinem Taxisten Andreas schon mal zur Inspektion
der Krimmler Wasserfälle aufgebrochen und berechnete, wieviel Energie
dort nutzlos herunterplätschert, als endlich auch Malermeister Uli
nebst Uwe "Velikij" eintrafen.
Schon
am nächsten Tag war Petrus wieder in Form und bot fliegbares Wetter
an, das wir gerne nutzen. Also rauf auf die Schmittenhöhe und fix
aufgebaut. Vorher durften wir die Drachen durchs Bergrestaurant tragen.
Wegen der hübschen Mädchen dort packten auch Martin und Andreas
mit an. Mehrere Startstellen am Gipfel erwiesen sich als gleichermaßen
geeignet zum Starten. Bei Thermik strich der Wind überall nach oben.
Bevor wir das erkannten, trugen wir schon mal die Drachen von einer Startstelle
zur anderen. Man musste nur eine gute Phase abwarten. Uwe zog aber den
Südhang vor, weil dort etwa 20m unterhalb ein Wanderweg verläuft,
der berühmte
"Pinzgauer
Spaziergang". Uwe startete dann auch immer erst, wenn dort Wanderer standen,
die er sich dann mal schnell auf den Boden werfen ließ. Allerdings
mussten vorher Startmeldungen ausgefüllt werden, galt es doch den
"Pinzgauer Spaziergang" auf dem Luftweg zu absolvieren und in Punkte für
die Streckenflugmeisterschaft umzumünzen. Dieses edle Vorhaben endete
aber stets mit Absaufern der gesamten Mannschaft. Erst als diese die Dokumentation
verweigerte, wurde die Thermik plötzlich nutzbar und die Streckenkilometer
purzelten nur so. Uwe kam bis Mittersill und damit am weitesten.
Die
Rückholaktionen über Funk zu verfolgen war dann meist spannend
und, zumindest wenn Olga ihre Kücken suchte, oft kurzweilig.
Staudamm oder Kraftwerk?Steht ein Birkenbaum am grünen Raine,
Steht so einsam dort so ganz alleine.
Ist ganz unbeteiligt nur zum Scheine.Fliegen an die Schirme und die Drachen,
hört man wieder Lendenwirbel krachen?
Oder hält man sich den Bauch vor Lachen?Aus der Birke zapft man Saft den klaren,
trinkt man ihn, kann er vor Durst bewahren,
dient auch gut als Balsam allen Haaren...Doch das Funkgerät mit jetzt ganz platten Platten,
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was wir aufs Pflaster fallen lassen hatten,
rettet nichts mehr vor dem Reich der Schatten.''Dynamik gibt es viel in dieser Gruppe'',
sagt Uli und zieht eine Riesenschluppe
und löffelt lange aus noch seine Suppe.
Chiemgauer Intermezzo
Warum
soll man bei schlechtem Wetter an der Schmittenhöhe fliegen,
wenn es das auch woanders gibt? Uli war zu Minnediensten bei der
liebreizenden Dörthe verpflichtet, suchte wohl auch Seelenmassage
der erlittenen materiellen Verluste wegen und verließ uns bald in
Richtung Chiemgau. Doch schon am nächsten Morgen tönte er von
Superflugwetter und lockte schlau unsere Mannen an die Hochries. Dort ging
es natürlich auch nur um leicht verlängerte Abgleiter. Konrad
flog zwar dann doch ein paar Minuten länger, musste sich aber Vorhaltungen
machen lassen wegen angeblicher Verletzungen der CTR von Greinbach und
anschließendem Einflug in das lokale
"Bermudadreieck".
Historiker könnten belegen, dass Konrad offensichtlich für Bermudadreiecke
eine abnorme Vorliebe hat. Abends stärken wir uns beim Chinesen. Insbesondere
die aus Möhren geschnitzten Vögel und Pagoden sind eine Herausforderung
für den fest haftenden Sitz unserer Zähne. Martin zeigt hohen
Mut und Geistesgegenwart beim Löschen einer lichterloh aufflammenden
Kerzendrapierung. Der Kellner lohnt dies mit einer noch völlig unverbrannten
neuen Kerze.
Bei Helga wie zu Hause
fühlen
wir uns stets bei den Events in Greifenburg. Unsere blonde attraktive Wirtin
kennt uns schon seit vielen Jahren. Konrad und Olga bekommen diesmal eine
echte Ehrenurkunde vom Oberbürgermeister als treue Freunde Greifenburgs.
Uwe hat sogar sein lang ersehntes Einzelzimmer. Allerdings gibt es anläßlich
des morgendlichen Violinspiels unseres Trainers Probleme mit Nachbarn aus
dem Wessiland. Die sind nur an das
lautstarke
Dröhnen ihres Mopeds gewöhnt und schätzen deshalb zarte
Geigentöne gering. Somit wird morgens im Garten geübt und Uwe
bekommt wunschgemäß eine extra Ration seiner Lieblings-Weckmusik
(die mit dem 'Schnipps') vor seinem Fenster. Der Wirtinnentochter Proteste
im Zimmer darunter verpuffen wirkungslos, zahlt sie doch keine Miete für
ihr Domizil. Chico, der weiße Haushund von der Größe eines
Ponys, leckt uns am liebsten die
Kuchenkrümel aus dem Gesicht und posiert bei der Gruppenaufnahme.
Da gelingt es wirklich, unsere ganze Gruppe aufs Foto zu bannen, und das
in den neuen Vereins-T-Shirts!!! Da haben wohl alle mal dem Trainer sein
Zuckerchen gegönnt.
Das Event
Diesmal
sind es die ''Ladies'' genannten weiblichen Vertreter der Fliegerzunft
sowie die mit bis zu 28 Jahren "jungen" Fliegerfrischlinge, die sich zum
Wettbewerb verabredet haben. Von unserer Truppe nimmt Olga teil. Andreas
hat auch Lust, bei den Junioren mitzumischen (besonders, nachdem Konrad
ihm bedeutete, dass der vielgeschmähte DHV für kostenloses Fliegen
sorgt). Martin finanziert mit seinen DHV-Beiträgen dann wohl Andreas’
Flugspaß??? Daraus wird dann doch leider nichts, denn Andreas hat
die B-Schein-Prüfung nur theoretisch abgelegt und darf papiermäßig
also noch keine Strecken fliegen. Immerhin finden sich etwa 100 GS- und
HG-PilotInnen zusammen,
bereit
den Himmel unsicher zu machen. Besonders die ungewöhnlich hohe Konzentration
von xx-Chromosomenpaaren im Flieger-Genpool lässt unsere wackeren
Mannen regelrecht zapplig werden.
Wenn sie auch nicht aktiv am Wettbewerb
teilnehmen können, müssen halt andere Möglichkeiten der
Kontaktaufnahme gefunden bzw. geschaffen werden. Da bietet sich zwischen
Liegeprobenhilfe und Rückholdiensten bei
Außenlandungen sicher einiges an. Dazwischen kann man vielleicht
noch schnell selber ein Fliegerchen machen? Wieder werden Startmeldungen
ausgefüllt und fotografiert, nur um den Trainer nicht zu vergnatzen.
Wenn sich dann leckere Cumuli bilden, sind die Schirme schon da, und das
im Rudel.
Die
obere Startstelle spuckt sie zu Dutzenden aus und verseucht damit regelrecht
den Himmel. Kein Drachenpilot will in das Gewimmel hinein starten und DHV-Cheftrainer
Rudl Bürger hält sein Rudel zurück. Nach geraumer Zeit steigen
die guten GS-Piloten nach oben weg, die schwächeren oder vom Pech
verfolgten tropfen unten heraus und verziehen sich in Richtung Hauptlandeplatz.
Also starten nun die Drachen, machen erst Höhe und dann sich aus dem
Staube in Richtung ersten Wendepunkt. Unsere Helden gehören vorwiegend
zu denen, die "tröpfeln" – erst runter zum Landeplatz, dann tropft
der Schweiß, denn es ist jetzt richtig heiß. Wer nicht rechtzeitig
am
Landeplatz
ist, steht nicht für Rückholaktivitäten zur Verfügung
und kann auch keine Frauen bewundern, welche die Strecke geschafft haben.
Vielleicht ist das der Grund für die hohe Absaufquote? Daß daran
etwas sein muß, beweist Uwe mit einer ''Ziellandung'' nach Umrundung
der Radelberger Alm. Konrad findet ihn auf der Landewiese mit seinem Ziel
(einer Gleitschirmfliegerin) in vertraulichem Tête-à-tête.
Der Plumpser
Konrad
ereilt noch ein Missgeschick. Beim Startlauf dreht der schon vorher recht
unzuverlässige Wind plötzlich und bläst ihn unter Verweigerung
des hebenden Auftriebs den Hang hinunter. Der Drachen hält tapfer
die Knochen für seinen Piloten hin. Beide liegen dann nach 40m Messer''flug''
und entsprechend eindrucksvollem Rumpel-Pumpel platt am Hang. Erleichterung
verspüren
die Zuschauer erst, als Konrad mit den Fingern wackelt. Dann ist es doch
nicht ganz so schlimm. Der Drachen ist bald ausgetucht, gecheckt und repariert.
Das rechte Knie braucht aber doch ein paar Wochen mehr, um darüber
hinwegzukommen. Uwe hat sogar sein Gutes davon, denn Konrad hatte nun Muße,
seinen Moyes-Packsack auf Laminar-Größe zu stutzen.
Die Jäger
Unsere
drei ledigen Jungs wissen den Wert einer fliegenden LAG (Lebensabschnittsgefährtin)
sehr wohl zu schätzen. Man könnte es zwar auch so machen wie
der Trainer: Sich aus dem gesamten ''Frauenkuchen'' die allerbeste Rosine
herauspolken und dann mit viel Mühe und Fingerspitzengefühl eine
Fliegerin daraus machen. Ziemlich aufwendig die Methode und ungewiß
der Erfolg. Doch hier gibt es schon fix und fertig fliegende
Mädels
in Hülle und Fülle - die reinste Rosinenschnitte! Aber so einfach
reingreifen ins volle Frauenleben geht auch nicht, da haben meist schon
andere ihre Hände drin und passen auf ihre Beute auf wie die Schießhunde.
Man muß es schon ganz geschickt anstellen...
Naja,
war wohl wieder nichts gewesen außer Spesen. Vertrösten wir
unsere Martin, Andreas und Uwe auf die nächste Ladies-Challenge und
hoffen, dass sie dann ein bisschen mehr Erfolg haben werden.
Materialschlacht an der Drau
Gut gerüstet waren wir aufgebrochen. Nicht nur Ersatzrohre kleinen und mittleren Kalibers, sogar zwei vollständige Ersatz''geschütze'' hatten wir mitgebracht. Gar nicht zu reden von reichlicher Akku-Munition sowie HF-Strahlungsgeräten und -Sensoren. Daß sich unsere "Gefechte" derart verlustreich gestalteten, hatten wir dennoch nicht erwartet.
Neben 4 gebrochenen Steuerbügeln, zwei verbogenen großkalibrigen Flügelrohren (konnten nur durch Inanspruchnahme der rückwärtigen Dienste ersetzt werden) und zwei Trapezecken mußten noch zwei Funkgeräte abgeschrieben werden. Eines konnte dem Druck tonnenschwerer LKW-Reifen nicht widerstehen, das andere der Beschleunigung beim abrupten Abbremsen nach freiem Fall aus luftiger Höhe. Einzig Andreas und Uwe blieben ungeschoren. Da Uwe schon im Frühjahr in Slovenien gerupft wurde, ist nun Andreas das letzte der "10 Negerlein".
Epilog
Wieder
mal ein gut gelungener Vereinsausflug geht mit Abschiedsessen an der Raststätte
"Inntal-Dreieck" zu Ende. Uli holt sich noch eine neue Wetterhülle
für seinen Stealth ab und den Karton mit den neuen Vereins-T-Shirts.
Martin paßt auf, daß es auch bis zur letzten Minute keine Gelegenheit
für "das" spezielle Foto gibt. Dann braust "Seppl" mit 100km/h nach
Norden davon. Die erfolglosen Jägern wollen zeigen, was sie drauf
haben und geben alles, um ihn noch zu überholen.