Vereinsausflug 2002 Chiemgau/Kärnten
1. Teil: 12. Ostdeutsche Landesmeisterschaft der Hängegleiter 2002 in Ruhpolding
"Chacun a son gout"

Dieter Kamml begrüßt die Teilnehmer der 12.OLM"Im Pinzgau wird es heute ziemlich sportlich werden, der 2Uhr-Temp zeigte starken Wind aus West"! Streckencrack Max Altmannshofer blickte bedeutungsschwer drein, während wir, zusammengekauert unter einem Drachenstapel sitzend, von der Rauschbergbahn nach oben befördert wurden. Welche Strecke könnte man denn so für unsere Landesmeisterschaft heute ausschreiben? Diese Frage wurde schon im Vorfeld der 12. "Ostdeutschen" diskutiert, denn wie bisher Jo-Jo Fliegen zwischen Reichenhaller Haus und Hochfelln hatten viele keine Lust mehr. Klar war auch, daß einigen der im GErstmals bei einem Wettbewerb dabei, Karsten Hartmannebirgsfliegen weniger erfahrenen Piloten schon beim Gedanken an eine Talquerung zum Sonntagshorn mulmig sein wird, ist doch erst mal kein Landefeld in Sicht. Nun kündigte sich aber wirklich Superwetter an. Auf dem Berg bauten die zwanzig Teilnehmer, darunter auch Piloten aus Bayern, ihre Drachen auf. Ein paar hundert Meter höher ließen bereits leckere Cumuli ihre Muskeln spielen und der Höhenwind schien gar nicht so stark zu sein wie laut Max' Prophezeihung.
Beim ersten Briefing begrüßte uns mit Dieter Kamml der Vorsitzende des DCB Ruhpolding schon als alte Bekannte, waren doch die "Ostdeutschen" auf dem Rauschberg bereits langjährige Tradition. Der Luftsportverein Crawinkel war mit einer großen Mannschaft angerückt. Konrad, Olga und Uli als "Alte Hasen" mit OLM-Erfahrung hatten noch Uwe und Karsten als Wettbewerbsneulinge und Mitstreiter zur Olga in FotoposeSeite. Die Crawinkler Gilde der Gleitschirmflieger hielt sich bedeckt. Einzig Thomas und Angi wollten etwas reinriechen, aber nur als Zaungäste, und nicht um Pokale und Ehren kämpfen.
Angesichts des optimalen Streckenwetters entschieden sich die Pilotinnen und Piloten zu einer neuartigen Aufgabenstellung: Jeder Teilnehmer kann seine Flugstrecke frei wählen! Ähnlich wie bei der Disziplin "Freie Strecke" zählen die geflogenen Kilometer, allerdings - darin die Neuerung - nach der beim OLC angewandten Methode über GPS-Track ermittelt und mit den einschlägigen Faktoren gewichtet. Geschlossene Aufgaben werden also höher bewertet. Ein Zick-Zack-Flug über 100km wird somit als Freie Strecke von 150km gewertet, während dagegen ein FAI-Dreieck von 100km gleich mit 200km zu Buche schlägt. Damit sollte verhindert werden, daß unser Wettbewerbsleiter Siegfried Prietz evtl. einziger Rückholer sein könnte.

Beim Briefing - Regionalbeirat Sigi Prietz als TeamchefDieter Kamml gab anschließend vielbeachtete Tips für optimale Streckenführungen an der Nordkante sowie kleine und große Dreiecke. Listen mit Wendepunktkoordinaten wurden herumgereicht und grüppchenweise Routen diskutiert. Das kostete alles seine Zeit, und da der Rauschberg schon vor einer guten Stunde die Ruhpoldinger Cracks auf ihre 200er Strecken gebracht hatte, gönnte er sich jetzt eine kleine Ruhepause. Somit begann für viele Piloten bald nach dem Start der Abstiegskampf und manche fanden sich trotz schönster Wolken am Himmel auf dem großen neuen Landeplatz ein. Jedenfalls gab es nun kein Rückholeproblem mehr. Hatte man den Rauschberggipfel erst einmal überhöht, gab es für uns Flachlandflieger sagenhafte Steigwerte und schon fast 3000m Basis. Mit Uwe beweist seine gute Kinderstube - Ma wäre richtig stolz auf ihn!üppiger Höhe segelte man über das Sonntagshorn und einträchtig weiter zum Grubhörndl. Spätestens dort zerstoben die Teilnehmer in Richtung Steinplatte, Loferer oder Steinernes Meer. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, über Saalfelden zum Wilden Kaiser zu fliegen. Da es am Steinernen Meer aber so gut vorwärts ging und die Basis ständig anstieg, flog ich weiter zum Hochkönig und dann lockte natürlich das Pinzgau gewaltig. Über Funk hörte ich, daß Andreas Becker am Sausteigen kein Steigen mehr finden konnte und bei Zell landen mußte. Die anderen Berliner waren aber munter unterwegs über den Leoganger und Loferer Steinbergen. Auf dem Pinzgauer Spaziergang hielt es den Fotoapparat nicht mehr im 3000m über dem Zeller SeeGurtzeug. Der Blick auf den Alpenhauptkamm mit Großglockner, auf den Zeller See aus knapp 4000m mußte einfach konserviert werden und ich kam etwas ins Bummeln. Mit einigen anderen Drachen, die sicher zur Österreichischen Meisterschaft gehörten, ging es weiter bis zum Wildkogel, von dort aus ein langer Abgleiter über den Hahnenkamm Richtung Ruhpolding. Die spätere Auswertung ergab, daß es gerade noch ein FAI-Dreieck nach OLC-Regel geworden war und somit punktbester Flug des Tages. Wolfgang Nisser konnte ein nur wenig kleineres Dreieck über Saalfelden und Wilder Kaiser mit Landung in Ruhpolding abrechnen. Erstaunlich, daß insgesamt nur 4 Piloten außen gelandet waren.
Für den nächsten Tag versprach der Wetterbericht auch gute Streckenflüge, sagte aber zunehmende Labilität voraus. Also wurde wieder ein Durchgang nach OLC-Regeln angesetzt. Um nicht noch einmal der Mitttagsflaute zum Opfer zu fallen, wurde besonders zügig gestartet. Heute gab es ein ganz anderes Problem mit dem Hochkommen: eine schwache Inversion deckelte das Steigen und man kam einfach nicht mehr auf Startplatzhöhe. Alle gestarteten Drachen bewegten sich auf fast gleicher Höhe und belauerten sich gegenseitig. Kaum erwischte einer zufällig das Haar eines Bartes, stürzten sich alle drauf  und das Geschubse und Gezerre daran begann. Wäre beim Briefing eine Drehrichtung festgelegt worden, so hätten sich einige Piloten dabei doch wohler gefühlt. Nach fast einer Stunde nervenaufreibenden Wartens kam endlich der erlösende "Durchreißer" und spülte das Feld eine Etage höher. Wolkenfetzen begannen aber schon bei 2400m, da wurde der Gleitflug übers Sonntagshorn wesentlich spannender. Auch danach war es heute viel mühsamer. Ein langer Aufenthalt am Grubhörndl  brachte den Beteiligten nur wenig ein, die Wolke darüber war schon recht dunkel und schattete sehr effektiv ab. Auf der anderen Talseite tief angekommen rettete noch einmal ein ruppiger Leebart vor der Landung, ein paar Kilometer weiter war dann Schluß. Einzig Wolfgang Nisser konnte auf seiner Vortagesroute den zweiten Schenkel noch bis zum Wilden Kaiser fliegen, die anderen Mitglieder der Berliner Mannschaft und ich vergruben sich im Saalachtal. Da es dort heftig turbulent zuging, wurde bei den Landungen eine größere Menge Alu-Schrott produziert. Lokalmatador Dieter Kamml flog als Einziger eine längere Strecke ins Ziel und holte sich mit 97 OLC-Punkten den Tagessieg. Das ergab 900 Wertungspunkte für den zweiten Durchgang und zusammen mit den 571 Punkten vom Vortag den dritten Platz in der offenen Gesamtwertung.

Gar nicht so einfach, alle recht fröhlich dreinblicken zu lassen, wenn es schüttetAm Pfingstsonntag sollte es laut Wettervorhersage regnen, was es auch tat. Uli meldete sich ab zum Minnedienst bei Dörthe (selbst das trübste Wetter wird erträglich, wenn man von einer liebenden Frau verwöhnt wird). Der Rest der Mannschaft entschied sich zwischen Regenwanderung auf dem Berg oder zwischen Häusern für die letzte Variante. Konrad zog es zur Kultur, Olga zum Eis, die anderen hatten noch von der Slovenien-Wasserwanderung genug. Also fuhr uns Karsten in seinem neuen Luxusauto nach Salzburg. Konrad und Olga verschwanden für zwei Stunden in Mozarts Geburtshaus, die anderen sondierten das Terrain und frequentierten schon mal die Eisdiele. Nach Mozarts Geburtshaus lockte natürlich Mozarts Wohnhaus mächtig gewaltig. Konrad riß sich aber zusammen und verschob dessen Besuch auf einen zukünftigen Regentag. Die gewonnene Zeit wurde in den Besuch einer Eisdiele investiert. Das Eis war prima, nur mit dem Ambiente war Olga nicht zufrieden, wollte nach dem Aufschleckern ihrer Portion gleich noch eine bessere ausfindig machen. Auch hier wurden nicht alle Wünsche befriedigt, denn als Flieger zieht Die Kuh war nicht nur bunt, sondern ganz hohles uns nach oben und oben ist in Salzburg die Burg. Das Geld für die Bahnfahrt wurde gespart und hoch gelaufen. Trotzdem büßten wir am Eingangstor etliche Euros ein, die  uns eine allerdings sehr freundliche Dame als Tormaut abknöpfte. In der Burg regnete es genau so wie außerhalb. Um in die trockenen Innenräume zu gelangen hätten wir noch einmal zahlen müssen. Dann hätte es nicht mehr für ein zweites Eis gereicht, also Regenspaziergang auf dem Burghof. Eine bunte GFK-Kuh reizte Uwe dermaßen, daß wir ihn mit Mühe davon abhalten konnten, nicht aufzusteigen. Wenigstens ließ sich Uwe mit Sigrid dort aufs Zelluloid bannen. Dann ging es wieder runter, satte Parkgebühren berappt und ab nach Ruhpolding in die Pension Sonnenschein. Die "Sonne" ging dann wirklich auf, als Thomas mit Angi und Andre eintrafen. Fix zauberte Olga eine leckere Soße und die zu deren Verzehr notwendigen Spaghetti waren auch rasch gekocht. Uwes Vorräte an verschiedenfarbigen Weinen sowie Konrads "Rote Olga" wurden auch in gebührendem Maße verringert.
Olga wurde Erste!Konrad nur Zweiter!Am Pfingstmontag blieb uns auch der Regen treu, deshalb wurde gleich die Siegerehrung angesetzt. Neuer Ostdeutscher Meister wurde Wolfgang Nisser von der Schleppgemeinschaft Segeletz Berlin, der damit neben einer beachtlichen Geldprämie einen Gutschein der Firma Bräuniger gewann. Da mit Jutta Fürsattel und Gabi Demberger zwei Damen vom DCB Ruhpolding teilnahmen, gab es erstmalig eine offizielle Damenwertung. Neue Ostdeutsche Meisterin wurde Olga Lüders vom Luftsportverein Crawinkel.

Ergebnisse offene Wertung:
 
1. Wolfgang Nisser Bautek Twister  1649 Punkte
2. Konrad Lüders Aeros Stealth  1490
3. Dieter Kamml Icaro Laminar 14 ST  1471
4. Mike Füllgraebe Bautek Sunrise  1279
5. Bernd Wachowski  Icaro Laminar 14 ST  1242
6. Andreas Becker Icaro Laminar 14 ST  1068
7. Jan Lozek Moyes Xtralite  1050
8. Jan Richter Seedwings Merlin  148   936
9. Silvio Ehrich Wills Wing AT 145  869
10. Uwe Schmidt Seedwings Merlin  148   717

SiegerInnen und Platzierte der OLM-HGAlle Teilnehmer der HG- und GS- MeisterschaftAlle Teilnehmer waren sich darin einig, daß auch diesmal die OLM eine runde Sache waren. Die Wertung nach OLC-Regeln hatte sich unter  den spezifischen Bedingungen dieses Wettbewerbs  voll bewährt. Schade, daß wir zum gemeinsamen Wettbewerbstermin mit den Ostdeutschen Gleitschirmfliegern nicht auch den gleichen Startberg nutzen konnten. So kam es nur zu sporadischen Treffen aber einer gemeinsamen Siegerehrung. Da wäre sicher mehr drin gewesen. Auch haben nur Piloten von recht wenigen Vereinen der DHV-Region Ost teilgenommen. Die versprachen sich dann aber alle ein Wiedersehen im nächsten Jahr, egal ob wieder in den Alpen oder bei einer Schleppmeisterschaft im Flachland.
 
 
 

2. Teil: Spaßfliegen in Greifenburg

Die großen Flieger machen sich fertigDer schwerere von beiden hebt schon abEine Woche Greifenburg lohnt sich immer, wenn das Wetter paßt, ansonsten muß man erfinderisch sein. Diesmal waren, wie meistens, beide Seiten der Medaille zu nutzen. Zunächst gab es Flugwetter. Das war nicht die Frühjahrshammerthermik sondern eher etwas für genießerische Abgleiter, leicht verlängert durch schwache Thermikblubberbläschen. Allerdings war auf dem Aufbauplatz stets eine Menge Drachen nebst Piloten und Begleitpersonal vorhanden, man mußte schon einige Male mit seinem Drachen hin- und herrücken, bis man ihn zwischen den anderen endlich aufgebaut hatte. Angi und Thomas konnten sich davon überzeugen, daß zwar das mittlere Alter der Drachenpiloten kontinuierlich wächst, die alten Herren aber immer noch genug Bums drauf haben und auch hier und da ein Wo steckt denn hier die Plage?Hallo!zartes Nachwuchsgewächs in Gestalt eines Jungdrachenfliegers gehätschelt wird. Mitunter ist das sogar eine Frau! Karsten war beeindruckt von der Größe des Aufbauplatzes und des Starthanges. Die Infrastruktur hat sich weiter verbessert, man hat jetzt eine große Imbißbude mit überdachter Terrasse, für Männlein und Weiblein getrennte geflieste und blitzblanke Sanitärräume. Ausgediente MIG-Triebwerke sollen in Zukunft den Hausbart nachladen, wenn der mal schwächelt. Da es soweit noch nicht ist, muß man mitunter gegen das vorzeitige Absaufen kämpfen. Vor meinen Augen begann bei ruhigen Bedingungen ein Gleitschirm plötzlich zu pendeln, geriet in den Sackflug, schoß nach vorn... und verschwand hinter einem Grat. Per Funk meldete ich Olga den Vorfall und beschrieb die Position. Der GS-Fliegerin war, wie sich später herausstellte, jedoch Hallo!Hallo hallo!zum Glück nichts passiert. Sie zog noch die Rettung und verfing sich in den Bäumen. Dort wurde sie dann herausgepflückt.
Karsten zerrte sich seinen Oberarm bei der Landung und verzichtete auf weitere Flüge. Das tat nicht noch extra weh, denn am nächsten Tag regnete es wieder mal. Also umschalten auf Tourismus. Karsten verschwand hinter der Alpennordseite, wir verblieben zu fünft und wollten eine Tour um die Kreuzeck-Gruppe unternehmen. Seppl war schwer beleidigt, daß Angi sich ihm nicht anvertrauen wollte, sondern sich lieber zu dritt in den winzigen A2 zwängte. Jedenfalls ging es dann Richtung Lienz zur Ausgrabungstätte einer antiken Römerstadt. Aguntum muß wirklich eine große Stadt gewesen sein, wenn man das beeindruckende Stadttor betrachtet und den Krümmungsradius der Stadtmauerreste abschätzt. Auf den Mauerresten herumzuklettern war natürlich untersagt, deshalb machte Hallo hallo!Martin würde hier bestimmt baden!es gerade richtig Spaß. Von einem Aussichtsturm konnte man auf die Reste einer Therme blicken. Interessant zu erfahren, daß der Pächter für einen Monat Holz vorrätig zu halten hatte und daß der Quotient aus Oberweite und Alter der bedienenden Sklavinnen einen bestimmten Wert nicht unterschreiten durfte.
Weitere Attraktion auf unserer Sightseeing-Tour war die Ragga-Schlucht im Mölltal. Das ist sozusagen das Vorbild der Drachenschlucht bei Eisenach. Also nichts für Klaustrophoben. Es ging nicht nur durch eine beängstigend hohe und enge Klamm, oben klemmte auch manchmal ein dicker Felsbrocken, als würde er nur auf uns warten. Dazu gab es Regen von oben, Gischt von der Seite und unten zischte der Bergbach runter. Der schöne Rundgang endete mit einer großen Portion Apfelstrudel mit Sahne. Angi wollte ihre schlanke Linie nicht gefährden (wichtig für zukünftige Besuche der Schlucht) und die A2-Mannschaft verschwand ungestrudelt Richtung Aldi.
... wenn nur die Treppe hält!...und es wallet und siedet und brauset und zischt,...Die Freitags-Wetterkarte verhieß nur Trübsal, also wurde der Seppl vollgeladen und auf Karstens Spuren Richtung Norden gelenkt. Aus heimischen Gefilden simste Konrad täglich die Wetteraussichten. Nach ein paar Tagen Regen lohnte sich die Geduld von ATP und es gab für unsere letzten drei Negerlein noch eine halbe Woche halbwegs gutes Flugwetter.

Konrad Lüders